2022 durften unsere Teilnehmer auf dem Weg von Düsseldorf erst Frankreich, dann Belgien und zuletzt die Niederlande erkunden, bevor es im Bogen zurück ging in die Landeshauptstadt. Das Ladeparadies Holland mit seinen überall vertretenen Hyperchargern entlang der Autobahn zeigte einerseits, wie Ladeinfrastruktur sein sollte und zwang unser Teilnehmerfeld durch das strenge Tempolimit zu ordentlich Zurückhaltung am Fahrpedal.
Aiways hat gleich zwei U5 auf den Weg geschickt. Zum normalen Modell, das gewissermaßen als Referenz diente kam ein zweiter U5 mit einem Dachzelt. Damit wollte man bei Aiways den Beweis antreten, dass Elektroautos auch urlaubstauglich sind. Dieser U5 ist übrigens auch das erste in Deutschland existierende Modell mit Hängerkupplung. An Bord: Das Model Eileen Hochstein und der Autojournalist Fabian Mechtel. Im zweiten Aiways traten Julian Bossert und Tobias Ade an. Die Social Media und Video Spezialisten sorgten dafür, dass die Aiways Fans keinen Moment der ED1000 verpassten.
Die Strategie des Teams – die Autos fuhren stets zusammen – waren viele kurze Stopps, um den „Sweet Spot“ beim Laden möglichst auszureizen. Natürlich hatte der U5 mit Dachzelt einen höheren Verbrauch, der allerdings deutlich gesenkt werden konnte, nachdem er sich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten in den Windschatten des zweiten Aiways begeben hatte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, nach weniger als 14 Stunden reiner Fahrzeit erreichten beide U5 das Ziel am Hotel Kö59. Und mit 23,5 bzw. 26,3 kWh auf 100 km hielten sich auch die Verbräuche in Grenzen.
Citroen hat mit dem e-C4 ebenfalls ein vollelektrisches Modell im Programm und dieses mit einem der wohl bekanntesten Pärchen der YouTube-Autoszene besetzt. Jessica Thön und Jan Weizenecker mit ihrem Kanal “The Car Crash Review”. Der schicke Franzose basiert auf dem bewährten PSA (bzw. jetzt Stellantis) Baukasten. Das Team hat schon im Vorfeld per App jeden Ladestopp geplant und hat die errechnete Gesamtzeit inkl. Ladestopps von 14 Stunden zwar um eine Dreiviertelstunde verpasst, das aber nur, weil sie noch einen Umweg gefahren sind, um ihren VJ vorzeitig in Duisburg in die Bahn zu setzen. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 14,8 kWh/100km zeigte der Citroen, dass er den Vergleich nicht zu scheuen braucht.
Der Cupra Born mit seiner sportlichen Optik ist ein echter Eyecatcher mit ausgereifter Konzerntechnik unter der Haube. Die Piloten vom Informationsdienst Auto Medienportal sind echte Profis in Sachen Mobilität. Jens Riedel und Frank Wald haben schon so ziemlich alles gefahren, was es in der Autoszene gibt, aber ein Elektroauto über 1.000 km? Die große Stärke des Cupra ist auf jeden Fall seine üppig dimensionierte Batterie, die dem Team den einen oder andern Ladestopp ersparen sollte. Zudem ging der Born als eines der ersten Exemplare mit einer Spitzenladeleistung von 170 kW an den Start. Dass all das nicht nur graue Theorie ist, beweisen gerade mal 4 Ladestopps und eine Gesamtzeit von 13 Stunden und 25 Minuten und das bei insgesamt 1025 km zurückgelegter Strecke.
Ganz besonders gefreut haben wir uns über unseren „kleinsten“ Teilnehmer, den Fiat 500e. Mit seinem brutto nur 42 kWh großen Akku wollte der Italiener beweisen, dass auch er die 1.000 km absolvieren kann. Das Team an Bord: Jens Zippel vom Kanal „Move Electric“. An seiner Seite: Tarik Bay, den man von seinem Kanal Elektrobays kennt. Das Motto der beiden: „Ankommen und Spaß haben“. Das hatten sie ganz offensichtlich, wie man den Livestreams entnehmen konnte, die die beiden stundenlang während der Fahrt auf YouTube generierten und am Abend war der Fiat zwar nicht das schnellste der 18 Teams, konnte aber mit 13:41 eine hervorragende Zeit und mit unglaublichen 11,7 kWh/100 km den absolut gesehen besten Verbrauch aller Teams einfahren.
Brandneu ist der Genesis GV60. Der Koreaner mit 800-Volt-Technik verspricht kurze Ladezeiten und der große Akku beste Reichweiten. Das Team im Genesis: Klaudio Zefi und Jan Fäth von Carranger. Mit seiner 800-Volt-Technik hat der Genesis einigen der anderen Teilnehmer in puncto Ladegeschwindigkeit etwas voraus. Insofern war es der Plan des Teams, möglichst wenige und vor allem schnelle Stopps einzulegen, was dann in der Summe auch gelang. Gerade mal drei Ladepausen legte das Team ein und benötigte so nur 12:23 h reiner Fahr- und Ladezeit für den Rundkurs. Der Verbrauch dabei war mit 21,6 kWh je 100 km überaus vorbildlich.
Hyundai ist gleich mit zwei Autos angetreten. Im IONIQ5 finden wir einen alten Bekannten, den Schauspieler Lenn Kudrjawitzki, der den Koreaner bereits im vergangenen Jahr chauffierte. An seiner Seite. Der Automobiljournalist Norman Adelhütte von n-tv. Auch im Ioniq5 ist 800-Volt-Technik an Bord, sodass das Team besonders schnall laden konnte. Natürlich ist auch die Versorgung mit Ladesäulen in Belgien und speziell den Niederlanden geradezu traumhaft. An nahezu jeder zweiten Raststätte locken Schnellader, wenn auch nicht alle mit dem möglichen Tempo des Ioniq mithalten können. Am Ende des Tages brauchten die beiden gerade mal 12:09 Stunden für insgesamt 1018 km und verbrauchten im Schnitt 20,5 kWh/100km. Eine grandiose Leistung.
Der zweite Hyundai, der Nexo, ist mit ganz besonderer Technik unterwegs. In ihm steckt nämlich eine Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff Strom erzeugt. Daher mussten die beiden Fahrerinnen Nicole Wälscher und Lena Page auch entlang der Strecke nicht nach Elektrosäulen, sondern nach H2-Tankstellen Ausschau halten. Das hat ziemlich gut funktioniert, einzig der geplante Ladestopp in Antwerpen zog sich etwas in die Länge, da sich die erste angepeilte Station in einem am Sonntag geschlossenen Gewerbegebiet befand. Insgesamt aber konnte der Nexo trotz dieser Schwierigkeiten mit einer Gesamtfahrzeit von knapp 13 Stunden bei 1049 zurückgelegten Kilometern souverän in die vorderen Ränge fahren.
Auch aus Korea und ebenfalls mit zwei Fahrzeugen bei der ED1000 dabei: Kia. Im EV6, bekannt aus dem vergangenen Jahr, der Schauspieler Thomas Maximilian Held. Sein Sparringspartner vom ADAC: Thomas Biersack.Sein Motto: „Rausholen, was geht“, denn der EV6 kann so schnell laden wie fahren. Allerdings sind die rigorosen Tempolimits auf den Straßen Belgiens und der Niederlande da schon ein Hindernis. Nichtsdestotrotz gipfelte das Engagement am Abend der ED1000 in der mit 10 Stunden und 23 Minuten zweitbesten Zeit für die Gesamtstrecke von 1003 km. Und mit 21,9 kWh/100km war auch der Durchschnittsverbrauch auf der Strecke durchaus im Rahmen.
Im zweiten KIA ebenfalls alte Bekannte aus dem vergangenen Jahr: Arnie Kröger und Eva-Maria Sanders – die „Electrified Women“. Sie durften den brandneuen Kia Niro EV pilotieren und hatten große Ziele. Das ganz frisch präsentierte EV bietet keine 800-Volt-Technik, sondern wartet mit aktualisierter Technik vom Vorgänger auf – ein interessanter Vergleich im Testfeld also. Und mit 13 Stunden und 15 Minuten Gesamtfahr- und Ladezeit konnte sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Mit sechs Ladestopps und einem Verbrauch von nur 18,6 kWh/100km profiliert sich der Niro EV als absolut vernünftige Alternative.
Auch Opel trat dieses Jahr gleich mit zwei Autos und prominenter Besetzung an. Im Zafira-e Life finden wir ein bekanntes Gesicht aus dem Vorjahr – die Schauspielerin Gesine Cukrowski. An ihrer Seite Opel Pressemann Axel Seegers. Die Challenge: Der Zafira-e Life gehört mit seinem Van-Format zu den größten und schwersten Teilnehmern der ED 1000. Zum Ausgleich verfügt er über eine Batterie mit nominell 75 kWh, von denen 68 nutzbar sind. Das bedeutet den einen oder anderen Ladestopp mehr. Aufgrund logistischer Probleme musste das Team im Zafira die ED 1000 leider verfrüht abbrechen. Doch auf den immerhin 746 km gesamtstrecke schlug sich der geräumige Van mit einem Verbrauch von 23,5 kWh ausgesprochen respektabel und beweist, dass auch dieses Format elektrisch Sinn macht.
Der zweite Opel im Feld war der Corsa-e. Der Prominente am Volant ist Timur Ülker, bekannt aus „Köln 50667“, „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und zuletzt der Show „Lets Dance“. Die zweite Pilotin, Sandra Heumann, vertritt das Magazin „Bunte“. Das Motto von Timur: „Kein Bleifuß“ und Sandra Heumann ergänzt treffend: „Nicht unter 20, nicht schneller als erlaubt. Das Prinzip zahlte sich aus: Mit gerade mal 15,6 kWh/100km pilotierten die beiden den Corsa-e als eines der effizientesten Fahrzeuge bei der ED 1000. Allerdings fuhr der Corsa-e im Verbund mit dem Zafira-e und kam daher auch nur auf eine Gesamtstrecke von 764 km und ist insofern wegen der unterschiedlichen Streckentopographien mit dem Rest des Feldes nicht vergleichbar,.
Peugeot hatte dieses Jahr ein Herz für Camper und ließ den e-Rifter in einer zum Wohnmobil umgebauten Variante auf die 1000 km los. Am Steuer der Regisseur Stephan Wagner. Mit der Peugeot Pressesprecherin Silke Rosskothen hat er eine Copilotin, die bereits 2021 ED100 Erfahrungen sammeln konnte. Mit nochmals mehr Gewicht und dem durch den Dachaufbau erhöhten Luftwiderstand sowie seiner Batterie mit nutzbaren 45 kWh hatte der Rifter mit dem Vanderer-Umbau auf dem Papier die schlechtesten Karten. Nichtsdestotrotz absolvierte das Team die Gesamtdistanz in lässigen 15:41 Stunden und versüßte sich die insgesamt neun Ladestopps unter anderem mit frisch gebrühtem Kaffee aus der an Bord vorhandenen Maschine.
Im zweiten Peugeot, einem e-2008 sitzt ein vom Hersteller eingeladenes Endkundenteam – eine feine Geste, wie wir finden. Vater und Sohn Dirk und Sven Vosteen haben noch keine Elektroauto-Erfahrungen und wagen sich dann gleich an die Marathondistanz – Respekt. Der e-2008 konnte sich ja bereits bei der ersten ED 1000 bewähren und setzte diese Serie 2022 souverän fort. Mit insgesamt sechs Ladestopps, einem Durchschnittsverbrauch von 16,2 kWh/100km und einer Gesamtzeit von 14:50 Stunden fuhren die „Privatiers“ lässig im feld der Profis mit uns zeigen, dass auch die Langstrecke für Elektro-Neulinge souverän machbar ist.
Auch Porsche war 2022 wieder dabei und hat den gerade vorgestellten Taycan in der Edition Hockenheimring am Start, mit kaum 1.000 km auf der Uhr quasi frisch aus dem Werk. Am Lenkrad der Rennfahrer Timo Bernhard, der bei uns nun unfassbar schnelle Kurse wie Le Mans gegen die entschleunigenden Tempolimits in Belgien und den Niederlanden eintauchen muss. Der zweite Mann am Steuer ist Porsche Pressemann Mayk Wienkötter, der ebenfalls auch schon im vergangenen Jahr dabei war. Die Tempolimits in Belgien und den Niederlanden bremsten den Taycan natürlich im wahrsten Sinne des Wortes aus. In der Kombination aus schneller Fahrt in Deutschland und perfekt getimten Ladestopps fuhr der Taycan dann doch die – wie zu erwarten – beste Zeit ein.
Der Renault Megane e-Tech gehört auch zu den Neuzugängen im Elektro-Segment. Den Franzosen pilotiert ein erfahrenes Team. Fabian Meßner vom YouTube-Kanal „Autophorie“ und Daniel Bonnighausen vom E-Mobilitäts-Portal „electrive.net“. Mit welcher Strategie die beiden an den Start gingen, wollten Sie vorab nicht verraten. Dass diese aufging, beweisen jedoch die nackten Zahlen. Nach exakt 1000 km rollte der Franzose ins Ziel, hatte bis dahin vier Ladestopps absolviert, im Schnitt 18,1 kWh verbraucht und war insgesamt 12:41 Stunden unterwegs. Das spricht dafür, dass der Megane e-Tech in seinem Segment viele Freunde finden dürfte.
Das Skoda Enyaq Coupé iV RS ist die leistungsstärkste Variante des schicken Tschechen, doch das Team an Bord wollte auf der ED1000 ganz andere Rekorde brechen. Jan Gleitsmann von „Ausfahrt TV“ und Eckart Seifert von „Asphalt Art“ waren ganz auf Hypermiling eingestellt, wollen also möglichst effizient unterwegs sein. Dazu wurde nicht nur der Reifendruck des Enyaq erhöht, sondern auch weitestgehend auf den Einsatz von Klima und Lüftung verzichtet und, wo möglich, der Windschatten des Vordermannes ausgenutzt. Der Lohn der Mühe: Das Team benötigte exakt zwei Ladestopps für die zurückgelegten 1005 Kilometer und der Durchschnittsverbrauch lag bei sensationellen 13,8 kWh/100km und damit rund 3,5 kWh unter dem WLTP-Wert.
Last not least trat Volvo mit dem C 40, der Coupé-Variante des XC 40 an. Der Trip durch Belgien führte den eleganten Schweden gewissermaßen durch seine Heimat, denn dort wird er gebaut. Die Fahrer: Der Social Media Spezialist Frank Feil schreibt unter anderem für das Portal t3n über Elektroautos. An seiner Seite Sascha Pallenberg, der als Gründer von Mobile Geeks den meisten Internetnutzern ein Begriff sein dürfte. Wie ging das medienaffine Team die Route an? Ganz entspannt. Mit einer frühen Abfahrt sicherte man sich noch leere Autobahnen und Schnellader und ließ sich ansonsten von der Ladeplanung des Schweden führen. Das Resultat: 5 Ladestopps und 12:48 Stunden reiner Fahrzeit später säuselte der C40 wieder vor das Zielhotel in Düsseldorf. Der Verbrauch auf den insgesamt 1039 Kilometern lag bei 21,1 kWh, was für den antriebsstarken C40 ein sehr guter Wert ist.